Information rund um das Thema Ventilführungen wechseln

Jetzt einmal Grundsätzliches zum Thema Ventilführungen wechseln. Hier kann nicht nur sehr viel falsch gemacht werden - hier wird auch immer wieder sehr viel falsch gemacht und die Schäden können dabei verheerend sein bis hin zum kapitalen Motorschaden oder mindestens kapitalen Zylinderkopfschaden. Auch ist es oft sehr schwer die exakten Kosten, die sich ja immer am Aufwand orientieren, im Vorfeld klar abzuschätzen. Wenn wir Ventilführungen bestellen wissen wir vorher nicht mit Bestimmtheit ob diese Ventilführungen einbaufertig geliefert werden, ob diese Ventilführungen mit Außenübermaß geliefert werden bzw. mit innen Fertigmaß geliefert werden. So kann es durchaus sein dass wir die Führungen vo dem Einbau erst noch auf exaktes Einbaumaß abdrehen müssen und diese Führungen nach Montage noch aufwändig ausreiben müssen. Immer müssen dazu die Ventile gemessen werden, nach Einbau die Führungen innen gemessen werden und dann in der Regel auf exaktes Einbaumaß durch aufreiben der Führung gebracht werden. Werden diese Schritte nicht gemacht läuft man Gefahr ein zu kleines Einbauspiel zu riskieren. Im schlimmsten Fall klemmt dann bei Betriebstemperatur das Ventil in der Führung, der Kolben drückt gegen das Ventil, verbiegt dieses und in Folge davon reißt das Ventil ab und beschädigt Kolben, Zylinder, Zylinderkopf und evtl. sogar Nockenwelle samt Kipphebel etc.

Wie machen wir das? In der Regel wird bei uns die alte Ventilführung vom oberen Ende aus bis zur Eindrehung für den Fixierclip bzw. den O-Ring abgefräst, der Kopf auf ca. 200Grad/C erwärmt und die Ventilführung Richtung Brennraum ausgetrieben. Damit wird verhindert dass die auf dem brennraumseitigen Teil der Ventilführung festsitzende, harte Ölkohle beim Austreiben der Ventilführung Richtung Nockenwelle die Bohrung der Ventilführung beschädigt. Da dies in der Praxis aber die übliche Form des Wechsels der Ventilführung ist bieten viele Hersteller ausschließlich Ventilführungen im Übermaß an. Nicht bei jedem Hersteller ist dies aus dem Ersatzteilkatalog auch sofort ersichtlich. Deshalb ist es unerlässlich vor der Montage neuer Führungen sowohl die Führungen als auch die Bohrungen exakt auf 1/100mm genau zu messen. Nur so wird sichergestellt dass nicht aus Versehen eine Übermaßführung in eine Standartbohrung mit roher Gewalt eingedroschen wird (haben wir schon erlebt mit dem Ergebnis dass der angelieferte Zylinderkopf an der Führung gerissen war und damit unbrauchbar gemacht wurde). Sie sehen also schon hier dass der Wechsel von Ventilführungen schon eher was für den Fachmann bzw. den exakt arbeitenden Hobbyschrauber mit entsprechender Ausrüstung ist und nur sehr bedingt für den gelegentlichen Bastler. Der Einbau neuer Führungen erfolgt in den wieder auf ca. 200Grad/C erhitzten Zylinderkopf - die Ventilführung wird auf Minusrade abgekühlt (Gefriertruhe/Stickstoff oder Kältespray) und mittels eines Formdorns eingepresst oder eingeschlagen. Nach der Montage wird die Innenbohrung vermessen und ggfs. mit der Reibahle oder eines Hondorns ausgerieben oder ausgehont. Da trotz exakter Arbeit nicht gewährleistet ist dass die Achse auf die Winkelgrad-Sekunde genau zur alten Führung fluchtet ist in aller Regel das anschließende Fräsen der Ventilsitze und, falls die alten Ventile wieder verwendet werden sollen, auch das Schleifen der Ventile (wo dies in Bezug auf das Ventilmaterial überhaupt möglich ist)  nötig. Zum Abschluss wird dann der Zylinderkopf noch geplant um einen evtl. Verzug durch die Wärmebehandlungen zu neutralisieren. Dazu wird bei uns der Zylinderkopf längs  und paralell zur Nockenwellengrundbohrung auf massiven Spannschinen aufgespannt und anschließend auf einer Flachschleifmaschine mit 1/1000mm-Zustellung soweit geplant bis eine volle und gleichmößige Oberfläche hergestellt ist. Es wird also exakt nur soviel Material abgenommen wie zur Herstellung einer planen Oberfläche nötig ist.

Nun gibt es immer wieder Hersteller die entweder keine Ventilführungen mehr verfügbar haben oder sogar noch nie als Ersatzteil angeboten haben. Dies nimmt in heutiger Zeit immer mehr zu. Dadurch sind wir dazu übergeganen uns nicht mehr oder nicht verfügbare Ventillführungen vermehrt herstellen zu lassen. Manche Hersteller verwendeten auch nicht für die herrschende Temperaturbelasung geeignete Materialien für die Ventilführungen. Dies fließt bei uns in die Nachfertigung mit ein damit wir diese Nachbauführungen in besserer Qualität als OEM (Originalersatzteil) anbieten können. Weiter haben wir eine Datenbank für Ventilführungen eingerichtet sodaß wir in der Lage sind auf bestehende Ventilführungen anderer Hersteller, teilweise dann auch im Außenübermaß zurückgreifen zu können. Und zu aller Not können wir auch Ventilführungen entweder passend abändern oder sogar aus dem Vollen drehen. Sie sehen also, es gibt immer eine Möglichkiet - "geht nicht und gibt es nicht" sollte uns weitgehend ein Fremdwort bleiben.  Wir danken für Ihr Anteresse an unseren Ausführungen.